Am nächsten Morgen riss mich der Krach des Müllautos, das gerade die Reste der gestrigen Veranstaltung einsammelte, aus den Träumen und nachdem die Sonnenstrahlen meine Augen zum öffnen zwingten erblickte ich direkt durch die Frontscheibe die Berge. Wie schön, so brutal und romantisch zugleich wirste halt nur auf Fußballreisen geweckt! Um das Aroma des afghanischen Männerpuffs aus dem Schalfmobil zu kriegen lüftete ich erstmal durch, ehe mich der erste Gang des jungen Tages zu den sanitären Einrichtungen des Stadiongeländes führte...als ich zurückkam kriegten auch die anderen Beiden allmählich die Klüsen auf. Jerome verlangte dann "Und jetzt fahr uns zum Klo" - manchmal ist jeglicher Kommentar überflüssig! Nach Abschluss der Morgentoilette brachen wir auf in Richtung Ljubljana. Normalerweise eine Fahrtstrecke von gut einem Stündchen, da wir ja aber noch Unmengen an Zeit zogen wir das Ganze etwas auseinander und nahmen nicht den schnellen Weg über die österreichisch-slowenische Autobahn, auch um die Maut zu umgehen, sondern eierten auf nervenden slowenischen Gebirgslandstraßen rum. Jaa...hübsche Landschaft, bla bla bla - ist ja alles Gut und Schön aber irgendwann hats ständige Auf und Ab stark genervt. Wir waren uns auch einig dass man ziemlich am Arsch sein muss wenn man hier wohnt! Eine kleine Erfrischung für Körper und Kehle (es waren mittlerweile 35 Grad!) gönnten wir uns dennoch in einer kleinen Bar am Straßenrand. Allgemein ist zu sagen dass Slowenien zwar viel Landschaft und Dörfer zu bieten hat, jedoch nie verkommen wirkt. Hier merkt man deutlich dass Slowenien sich schon früh vom ehemaligen Jugoslawien verabschiedet hat und bereits ein Weilchen den süßen Geldregen der EU zu spüren bekommt. Nachdem meine Mitfahrer wieder mal die restliche Fahrt ihrer liebsten Tätigkeit nachgingen (Anmerkung der Redaktion: Schlafen), rollten wir gegen halb 2 in Laibach ein. Mit einem netten "Wir sind da ihr Penner!" holte ich sie in die Welt zurück. Auf den ersten Blick ist Ljubljana eine sehr moderne Stadt, was auch wieder den Gesamteindruck des Landes wiederspiegelt. Das Auto bequem und kostengünstig in einem Parkhaus abgeparkt, machten wir uns auf die Suche nach der schnieken Altstadt...Brendel konnte uns dank eines früheren fußballlosen Aufenthalts hier ein wenig lotsen. Am Fluss, der mitten durch die Stadt fließt, suchten wir uns schließlich eine schnieke Lokalität um das Mittagsmahl einzunehmen - typisch slowenisch: Pizza! Während A.J. sich leider die falsche Seite des Tisches ausgesucht hatte und in der Mittagssonne gebraten wurde, schlenderten allerlei Stadtschönheiten in teils waghalsig knapper Kleidung an uns vorbei...auf der anderen Seite schipperte ab und zu ein Stadtrundfahrts-Boot an uns vorbei. Man fühlte sich ein wenig wie in Venezia...hehe. Am üppigen Mittag scheiterten wir alle, das Wetter blieb aber dennoch gut! Nachdem uns der Kellner noch schnell den Weg zum Stadion erklärte, machten wir uns - von der Hitze etwas gelähmt - zurück zum Auto um schon mal in Richtung Ort des abendlichen Geschehens aufzubrechen. Dass sich Olimpija ein neues modernes Stadion gebaut war uns ja bewusst, was wir dann aber dort vorfanden brachte uns nicht schlecht zum staunen...ein riesiger Komplex mit Stadion, Basketballhalle, unterirdischem Parkhaus und Einkaufszetrum. Letzteres ist aber noch im Bau. Erst wollte ich sogar vorbeifahren weil das Ganze von Außen nicht unbedingt einem Stadion ähnelte...die Flutlichter versicherten uns dann aber. Also abgebogen zum Stadionparkhaus, dort wachte bereits ein Opa und fragte uns ganz verwundert in slowenisch-deutsch-österreichisch ob wir jetzt schon zum Fußball wollen, Anstoß ist doch erst in 5 Stunden! Nee du, ich wollte eigentlich nen traditionell gehäkelten Topflappen für Oma kaufen, im Einkaufscenter das noch nicht fertig ist! Für 2,40 Euro durften wir nun bis zum Ende des Spiels hier abparken, was willste da mehr?! Abgeparkt und ausgestiegen pfiff Opi uns nochmal ran ob wir bereits Karten haben. Das verneinten wir, woraufhin er die Backen aufblies und uns klar machen wollte dass die Bude wohl schon auverkauft ist. Dem schenkten wir natürlich nur bedingt Glauben und spähten erstmal nach möglichen Kartenhäuschen und umrundeten das Stadion. Hier war aber noch tote hose, nur ein Rundfunkwagen wurde gerade entladen. Die anhaltende Hitze hatte trockene Kehlen bei uns zur Folge. Als wir endlich einen Supermarkt fanden kippte ich wie bekloppt den Eistee runter und konnte somit gerade so das Dehydrieren abwenden. In einem Hotel und einer Seitengasse liefen uns dann einige Spieler des HNK Split übern Weg, die am Abend bei NK Domzale ebenfalls ihr Europapokalspielchen hatten. Da nun immernoch gute 4 Stunden bis zum Anstoß vor uns lagen lümmelten wir uns wie die letzten Punks an den Springbrunnen vor ein großes Bürogebäude...als wir nem Sonnenstich nahe waren schmissen wir unsere Kadaver auf ne kleine Wiese vor dem Komplex. Punkiger gehts nun wirklich nicht, hat nur die Bettelbüchse gefehlt. Die Zeit versabbelten wir gut bei alten Geschichten und als der kleine Zeiger zwischen die 5 und 6 sprang, begaben wir uns wieder zum Stadion um erneut nach Karten Ausschau zu halten. In der Tat war nun schon ein Wenig mehr los, das Kartenhäuschen war aber noch immer verwaist. Eine kurze Nachfrage bei einer Ordnerin brachte uns die Gewissheit dass die Luken aber gleich geöffnet werden müssten...und siehe da, sie sprach Wahres und nach kurzer Nachfrage des Verkäufers ob wir Iren seien, hatten wir für 10 Euronen unsere Zugangsberechtigungen. Rein durften wir jedoch noch nicht, weshalb wir erstmal Brendels Kamera auswerteten, die noch jede Menge Material seiner vorherigen Touren beinhaltete. Dann gings endlich rein und wir wurden vom Luxus dieser neuen Arena ziemlich überwältigt. Ich hab noch nie so bequem in nem Stadion gesessen...urisch breite Sitze, riesige Beinfreiheit - hier hat man durchaus gute Gründe um Sitzplatzfan zu werden. Aber das war noch nix im Gegensatz zu dem was uns auf den Klos erwartete! Alles blitzeblank, Pissbecken in Vereinsfarben, Fußbodenheizung wenn man aufm Topf sitzt...schöner als Zuhause hier! Gemütlich im Komfortsitz lümmelnd, nutzte ich die Zeit um die ein oder andere hübsche Dame vors Objektiv zu kriegen...dies bekam auch der Familienpapa hinter mir mit und tippte mir mit breitem Grinsen und erhobenem Daumen auf die Schulter, hehe. Bis kurz vor Anpfiff war sowohl das Stadion als auch der Hintertorbereich rechterhand von uns noch ziemlich leer, was uns schon etwas besorgte - schließlich ist dort der harte Kern von Olimpija, die Green Dragons, beheimatet. Außerdem waren wir gespannt wieviele Insulaner sich auf den Weg nach Slowenien gemacht hatten. Da der Gästebereich ziemlich minimal eingerichtet war rechnete ich mit vielleicht 20 Mann und eins, zwei Zaunlappen. Letztlich waren es bis kurz nach Anpfiff um die 50 Iren samt einiger Fahnen...damit war ich sehr zufrieden! Auch die Heimseite erbarmte sich und stellte im Laufe der ersten Hälfte einen akzeptablen Pöbel auf die Beine. Deren Support konnte mich vollends überzeugen! 90 Minuten Dauersingsang auf recht hohem Level und guter Lautstärke. Außerdem Fahnen- und Schaleinsatz, Rücken-zum-Spielfeld-Hüpfen und etlichen Klatschereien - ich war begeistert! Sportlich hatte NK Olimpija ebenfalls alles im Griff, vergass lediglich den Ball hinter die Torlinie zu befördern, weswegen es bis zur 45.Minute 0:0 stand. In der Nachspielzeit stellte sich ein Rotschopf aber etwas dämlich an, weswegen der Schiedsrchter zurecht auf den Punkt zeigte was zum 1:0 genutzt wurde. Die Jungs der Green Dragons stürmten bereits nach dem Pfiff vor zum Fangnetz und hingen da bis zum Ausführen des Elfers rum, ehe die ihren Torpogo im Netz ansehnlich zelebrierten. Die Heimtruppe hatte auch in der zweiten Hälfte alles im Griff und angebtrieben vom fortwährend gut aufgelegten Heimanhang gelang per genialem Freistoßtreffer das 2:0! Wieder hing der Pöbel wie die Flundern im Netz, hehe. Daraufhin gabs irgend einen Anlass den ich nicht mitbekam, weswegen die Policija durch den Block marschierte und Höhe Eckfahne Stellung bezog. Das sahen die Dragons wohl als Provokation an und stürmten umgehend Richtung Freund und Helfer, stoppten aber am kleinen Trennzaun. Jetzt sang das ganze Stadion gegen die Bullen und die verzogen sich kurz darauf auch gleich wieder. Hohle Aktion also! Wenig später beendete der Schiri die Partie. Während ich mir noch die kleinen Feiereien der Spieler mit den Fans reinzog wollten Brendel und Lutze es sich nicht nehmen lassen nochmal das Luxusklo aufzusuchen, ehe wir uns auf die 9-stündige Rückfahrt gen Preußen machten. Ich manövrierte das Vehikel zwar noch aus Ljubljana raus, übergab dann jedoch für die Rückfahrt das Steuer an den Herren von der Oder und Feivel - oh Scheiße, jetzt is mir das verbotene Wort zum Ende doch noch rausgerutscht! Ich hab mich so bemüht! :D Den Ort des Tourstarts erreichten wir gegen halb 8 wieder.